![]() |
|
Wir über uns · Programm · Chronik · Chor-Intern · Freundeskreis · Freundeskreis-Intern · Kontakte · Impressum · Datenschutz | |
Zuletzt geändert am Sonntag, dem 10. September 2006 um 17:42 Uhr | |
Einführung ins Programm |
In nur 24 Tagen, vom 22.August bis zum 14.September 1741 schrieb Georg Friedrich Händel sein Oratorium "The Messiah". 1740 hatte er seine letzte Oper "Deidamia" geschrieben, die 1741 aber nur dreimal gespielt wurde. Auch mit seinem Oratorium "Israel in Ägypten" (1739) hatte er kaum Erfolg. Die Messias-Uraufführung am 13.4.1742 in Dublin dagegen wurde ein überwältigender Erfolg. Charles Jennens, der Librettist von Händels "Saul" und seinem "Belsazar", stellte den Text ausschließlich aus Bibeltexten zusammen. Mit einem Schwerpunkt auf dem Alten Testament - hier wurden vor allem Ausschnitte aus den Psalmen und dem Propheten Jesaja ausgewählt - ergibt sich eine dreiteilige Form, die von den Themen Geburt, Passion und Auferstehung geprägt ist. Insgesamt wurde der "Messias" zu Lebzeiten Händels mindestens 69 Mal aufgeführt. Aber erst 30 Jahre nach der Dubliner Uraufführung fanden die ersten Aufführungen in Deutschland unter Michael Arne (Hamburg 1772) und Carl Philipp Emanuel Bach (1775) statt. Die Übersetzungen ins Deutsche stammen von Friedrich Gottlieb Klopstock und Johann Gottfried Herder. 1777 floh der 21jährige Mozart aus einer Generalprobe in einer Mannheimer Kirche, in der gerade Abbé Vogler den "Messias" mit "geschmacklosen Verbesserungen" probte. 1789 ist eine Einrichtung des "Messias" durch Johann Adam Hiller (1728-1804) aufgeführt worden, in der 36 1.Violinen und 39 2.Violinen, 18 Bratschen sowie 23 Celli und 15 Violonen und insgesamt 52 Bläser und 2 Pauken mitwirkten. Die Einrichtung eines Oratorium für eine jeweilige Aufführung entsprach, wie bei der Oper, der zeitgenössischen Praxis. Baron Gottfried van Swieten, Sohn des Leibarztes Maria Theresias, war von 1770-77 österreichischer Gesandter in Preußen bei König Friedrich II. Hier lernte er durch den Kreis um C. Ph. E .Bach die Musik J. S. Bachs und G .F. Händels kennen. Wie eng van Swietens Verbindung zu den Berliner Bachkreisen war, mag man aus der Widmung der ersten Bach-Biographie von Johann Nikolaus Forkel (1802) an van Swieten oder der Widmung der 3. Sammlung von Sonaten und Rondos (1779) durch C. Ph. E. Bach ersehen. Die Bedeutung van Swietens, der auch als Komponist mit einigen Sinfonien hervortrat, ist kaum zu überschätzen. Beethoven widmete ihm seine I. Sinfonie (1800); Haydns "Schöpfung" (1798) sowie seine "Jahreszeiten" (1801) sind durch van Swieten angeregt worden. Für diese Aufführungen in Wien richtete van Swieten den deutschen Text ein. Seit 1781 gehörte Mozart auf Vermittlung Joseph Starzers den musikalischen Kreisen um van Swieten an. Bereits 1779 hatte Josef Starzer Händels "Judas Maccabäus" bearbeitet und im Rahmen der Konzerte der "Tonkünstler-Societät" im Kärtnertor-Theater öffentlich aufgeführt. Durch die große private Musikalienbibliothek van Swietens lernte Mozart die Cembalowerke Bachs und die Werke Händels kennen und ließ sich ab 1782 zu eigenen Fugenstudien anregen. Jeden Sonntag fand eine Matinee bei van Swieten statt und im Rahmen dieser Veranstaltungen waren bereits Oratorien Händels durchgenommen worden; Mozart spielte am Klavier aus der Partitur. Um diese Oratorien mit Chor und Orchester aufführen zu können, gründete van Swieten 1786 die "Gesellschaft der associirten Cavaliers", der neben ihm noch einige Grafen und Fürsten angehörten, so Fürst Schwarzenberg und Graf Johann Esterhazy, ein Vetter des Dienstherrn Haydns. 1788 konnte Mozart als Dirigent der alljährlichen Oratorien-Konzerte der Gesellschaft gewonnen werden. Auf Anregung van Swietens bearbeitete Mozart zwischen 1788 und 1790 vier Werke Händels: 1783 "Acis und Galathea" und 1789 den "Messias", sowie 1790 das "Alexanderfest" und die "Cäcilienode". Entsprechend der Praxis der Zeit beinhaltete der Auftrag, ein Oratorium aufzuführen, zugleich die Aufgabe, es für die jeweiligen praktischen Gegebenheiten einzurichten. So transponierte Mozart beim Messias Arien, den Fähigkeiten seiner Sänger gemäß, kürzte das Oratorium um einige Arien und einen Chor und arbeitete die Instrumentierung grundlegend um. Als musikalische Vorlage diente ihm die englische Erstausgabe von 1767. In eine von zwei Kopisten hergestellte Arbeitspartitur, in der der englische Text und die originalen Bläserstimmen weggelassen waren, fügte Mozart eigene Bläserpartien ein. Den deutschen Text ließ van Swieten in einer Übersetzung von Christoph Daniel Ebeling eintragen. In Mozarts Bearbeitung wird die Besetzung der Bläser um Hörner, Flöten, Klarinetten, Fagotte, Posaunen (und Pauken) erweitert, um die poetischen Grundstimmungen deuten zu können. Die Fagotte werden gar ihrer Generalbassfunktion entbun-den, die Bratschen erhalten einen eigenen Part und die Trompeten werden nun Mitglied der Harmoniestimmen des Bläsersatzes. Mozart bezeichnet darüber hinaus die Stimmen genauestens in Fragen der Artikulation und der Phrasierung. Der Orchesterklang erinnert nun an seine späten Opern wie beispielsweise "Don Giovanni" oder "Die Zauberflöte". Die Uraufführung dieser Einrichtung, in der uns Mozart durch seine Bearbeitung als Interpret begegnet, fand am 6.3. 1789 in Wien statt. Aber Mozart hat auch weit in viele Details der Komposition eingegriffen. Man vergleiche nur einmal einige Takte der Tenor - Arie "Du zerschlägst sie" zwischen dem Original und der 'Bearbeitung'. Zum einen übernehmen die Bläser die Begleitfunktion der Orgel, die bei den Aufführungen in Wien nicht mitwirkte. Zum anderen werden die Bläser in der Form der "durchbrochenen Arbeit" am motivischen Geschehen beteiligt. Wie weit gerade die Bearbeitung des Messias auch bei Mozart selbst nachwirkte, kann man aus dem Vergleich des Kyrie -Thema aus seinem "Requiem" (1791) mit dem Chor "Denn durch seine Wunden sind wir geheilt" aus dem "Messias" ersehen: Mozarts Bearbeitung des "Messias" stellt nicht einen beliebigen Punkt in der Rezeptionsgeschichte des wohl berühmtesten Oratoriums G. F. Händels dar, welches im 19.Jahrhundert zu dem Oratorium schlechthin und Vorbild für viele Komponisten wurde, ihm gelingt vielmehr eine Aktualisierung und neue Beleuchtung der Komposition Händels, die sich in der Synthese von barocker Kontrapunktik und klassischem Stil äußert. Der Dirigent Felix Mottl schrieb 1891: "Mozart ist der kühnste Neuerer, den es je gegeben hat; er war der fortschrittlichste Musiker, der je gelebt hat; denn er hat wirklich etwas ganz Heues, Unerhörtes in die musikalische Kunst gebracht: er hat die einzelnen Instrumente des Orchesters sprechen gelehrt, er hat ihnen Seele gegeben - mit einem Worte, durch Mozart ist die Musik in einem gewissen Sinne erst entdeckt worden." Ingo Bredenbach |